Von Null Überblick zu voller Kontrolle, mein Start ins Budgetieren mit der Umschlagmethode
Es gab eine Zeit, da hatte ich gar keinen Überblick über mein Geld. Kein Gefühl dafür, was reinkommt, was rausgeht und schon gar nicht, wann welche Abbuchung ansteht. Ich war alleine mit zwei Kindern, mein Konto dauerhaft im Minus und Schulden in Höhe von knapp 20.000 € haben mir regelmäßig die Luft zum Atmen genommen.
Ich wusste nur eins: So geht’s nicht weiter.
Ich brauchte ein System. Kein fancy Finanz-Tool, keine App, keine Excel-Tabelle, sondern etwas, das mir hilft, im Alltag zu sehen und zu fühlen, was mit meinem Geld passiert.
Und genau da kam die Umschlagmethode ins Spiel.
Was ist die Umschlagmethode? (Und warum sie so effektiv ist)
Die Umschlagmethode – auch Envelope Budgeting genannt – ist ein einfaches System zum Budgetieren:
Man unterteilt sein verfügbares Geld zu Monatsbeginn in verschiedene Kategorien und weist jedem Bereich ein eigenes Budget zu. Früher ganz klassisch mit Briefumschlägen, heute gern auch mit Boxen, Gläsern oder Zippertäschchen in passenden Budgetportemonnaies.
Jede Kategorie – zum Beispiel Lebensmittel, Tanken, Drogerie, Freizeit, Kinder – bekommt ihren eigenen „Umschlag“. Und: Wenn der leer ist, ist Schluss. Kein Nachschieben, kein Tricksen.
Das Ziel:
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klare Grenzen setzen
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bewusster mit Geld umgehen
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nie wieder „Wohin ist das Geld eigentlich verschwunden?“
Viele, die budgetieren, arbeiten dabei auch mit sogenannten Sparspielen – sie sparen kleine Beträge in lustigen Challenges oder gestalten Sparkalender mit Aufklebern. Ich persönlich hab das nie gemacht.
Ich wollte kein System, das sich nach Spielerei anfühlt – ich brauchte ein System, das funktioniert. Und zwar alltagstauglich, visuell und klar.
Mein Einstieg: Vom Null-Blick zur klaren Struktur
Bevor ich überhaupt anfangen konnte, Umschläge zu befüllen, musste ich erst mal verstehen, was finanziell eigentlich bei mir los ist.
Ich habe mich hingesetzt und alles notiert:
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Was sind meine monatlichen Fixkosten?
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Welche Zahlungen kommen halbjährlich, jährlich oder quartalsweise auf mich zu (z. B. Versicherungen, Kfz-Steuer, GEZ)?
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Was gebe ich regelmäßig für variable Dinge aus wie Essen, Tanken, Drogerie?
Dann habe ich mir ein Zero-Based-Budget erstellt – das bedeutet: Jeder Euro bekommt eine Aufgabe. Ob Fixkosten, Sinking Funds (das ist beim Budgetieren die Bezeichnung der Ausgaben, die nur jährlich, halbjährlich oder quartalsweise anfallen), Schuldenrückzahlung oder Taschengeld – am Monatsanfang war klar, wohin das Geld gehen soll.
Fixkosten aufs Konto – alles andere per Hand organisiert
Von Anfang an war für mich klar: Meine Fixkosten bleiben auf dem Konto.
Aber für alles andere wollte ich Kontrolle – und zwar sichtbar.
Deshalb habe ich:
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Sinking Funds (also Rücklagen für unregelmäßige Ausgaben) mit echten Spargläsern organisiert. Für jede Kategorie gab es ein eigenes, selbstgebasteltes Glas – z. B. für Kfz, Weihnachten, Versicherungen. Ich habe monatlich einen festen Betrag hineingelegt, den ich ausgerechnet hatte, sodass ich vorbereitet war, wenn die Zahlung kam.
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Für variable Ausgaben hatte ich ein Budget-Portemonnaie mit Zippertaschen. In jeder Tasche: das Bargeld für die Kategorie. Am Monatsanfang geholt, einsortiert, auch Cashstuffing genannt, fertig.
Diese visuelle Methode war für mich ein absoluter Gamechanger. Ich konnte sehen, was da ist. Und: Ich bin nie an ein Glas für eine andere Kategorie drangegangen. Das hätte ich früher immer gemacht, wenn es eng geworden wäre. Aber bei den Gläsern hatte ich eine innere Sperre und habe das Geld aus dem jeweiligen Glas wirklich nur für „seinen Zweck“ verwendet.
Bargeld statt App – und alles handschriftlich dokumentiert
Ich habe bewusst auf jede App verzichtet.
Denn: Mein Problem war genau das – ich hatte den Überblick verloren, weil alles digital war. Kartenzahlung hier, Lastschrift da – und zack, war das Geld weg.
Also habe ich:
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alles mit Bargeld bezahlt,
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jede Ausgabe handschriftlich notiert,
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und dadurch mein Geld ganz anders wahrgenommen.
Diese Auseinandersetzung hat mein Finanzverhalten verändert. Nicht theoretisch, sondern ganz praktisch: im Supermarkt, an der Tankstelle, beim Kinderkleidung-Kauf.
Systemumstellung durch die Inflation: Vom Kategorie-Budget zum 10-Tage-Modell
Mit den Jahren – vor allem ab 2022/2023 – ist die Inflation so richtig spürbar geworden.
Mein sorgfältig geplantes Monatsbudget hat plötzlich nicht mehr ausgereicht. Besonders bei Lebensmitteln wurde es eng – ich musste anfangen, aus anderen Umschlägen Geld umzuschichten. Das war nervig, frustrierend und brachte mich aus dem Gleichgewicht.
Also hab ich mein System nochmal überdacht.
Heute arbeite ich mit einem 10-Tage-Budget:
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Ich unterteile den Monat in drei Abschnitte: 1.–10., 11.–20., 21.–Monatsende.
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Für jeden Abschnitt lege ich ein Gesamtbudget fest, egal wofür.
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Ich habe dann nur noch einen Umschlag pro 10 Tage – und zahle daraus Lebensmittel, Tanken, Drogerie usw.
Das hat vieles vereinfacht.
Keine Kategorie-Schieberei mehr, weniger Stress, mehr Flexibilität.
Und trotzdem: Klarer Rahmen, feste Kontrolle.
So startest du mit der Umschlagmethode – 5 einfache Schritte
Wenn du jetzt denkst: „Klingt gut – aber wie fang ich damit an?“, dann kommen hier meine besten Tipps für den Start:
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Verschaff dir einen Überblick.
Schreib auf, was reinkommt und wofür du dein Geld regelmäßig ausgibst. -
Setz dir ein realistisches Monatsbudget.
Rechne aus, was nach den Fixkosten und Sinking Funds übrigbleibt, das ist dein Spielraum für den Alltag. -
Wähle deine Kategorien.
Lebensmittel, Tanken, Freizeit, Kinder – keep it simple. -
Wähle dein System.
Umschläge, Gläser oder Zipper-Täschchen? Mach’s so, wie du es im Alltag nutzen kannst – ganz praktisch und simpel. Und ganz ehrlich: Du brauchst dafür am Anfang keine fancy Budget-Portemonnaies, Tracker, Sticker oder TikTok-Sparspiele.Mittlerweile ist rund ums Budgetieren eine ganze Verkaufsmaschinerie entstanden, mit allem von günstigen Importen bis hin zu Design-Budgetmappen, Glitzergeldbörsen, Challenges, Stickern & Co. Aber das brauchst du nicht. Ein Zettel, ein Stift und im Zweifelsfall ein paar Briefumschläge tun’s vollkommen.
Es geht nicht darum, dein Geld erstmal in neues Zubehör zu stecken – sondern darum, mit deinem Geld klarzukommen.Und vielleicht sogar ein bisschen was beiseitezulegen, statt es direkt wieder für Budgetier-Gedöns auszugeben.
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Beobachte, was passiert.
Budgetieren ist keine Einmalaktion – sondern ein Lernprozess. Und du wirst mit jedem Monat besser. Probier aus, was für dich am besten funktioniert.
Mein Extra-Tipp für den Alltag: Bargeld planen = Freiheit gewinnen
Viele denken beim Wort „Bargeld“ an Einschränkung, für mich war es das Gegenteil.
Das feste Budget hat mir Entscheidungsfreiheit gegeben.
Wenn das Geld da war, konnte ich es ausgeben, ohne schlechtes Gewissen.
Und wenn es weg war, wusste ich: Jetzt ist Pause. Kein Drama, keine Panik. Nur Klarheit.
Diese innere Ruhe ist unbezahlbar.
Schuldenabbau mit System: Jeder Euro zählt
Einer der wichtigsten Bestandteile meines Budgets war von Anfang an: der Schuldenabbau.
Ich habe jeden Monat eine feste Summe dafür eingeplant – genauso wie für Fixkosten oder Essen.
Aber ich bin noch weiter gegangen:
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Ich habe zusätzliches Einkommen generiert – Dinge verkauft, Nebenjobs angenommen, mit meinem eigenen Business losgelegt.
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Mindestens 50 % dieser Zusatzeinnahmen habe ich direkt in die Schuldenrückzahlung gesteckt – manchmal sogar mehr.
Und genau diese Disziplin – dieses klare Ziel und feste Budget – war der Gamechanger.
Heute bin ich schuldenfrei, sogar schneller als geplant. Und darauf bin ich richtig stolz.
Was das mit meinem Sohn zu tun hat: Finanzbildung im Marmeladenglas
Was ich in diesen Jahren über Geld, Struktur und Visualisierung gelernt habe, habe ich irgendwann auch an meinen Sohn weitergegeben.
Aus meinen Spargläsern wurde unser Taschengeldsystem.
Er hat mit fünf Jahren drei Gläser bekommen:
Wünsche, Spenden, Investieren. Und dazu ein kleines Portemonnaie für unterwegs.
So lernt er schon heute, was ich viel zu spät gelernt habe:
Geld ist nichts, wovor man Angst haben muss, es ist ein Werkzeug und man kann lernen, wie es sinnvoll benutzt wird.
→ Wenn dich das interessiert, lies gern meinen Blogartikel „Reich oder Pleite? Wie du mit 2€ Taschengeld pro Woche, die finanzielle Zukunft deines Kindes prägst“ oder hol dir meinen kostenlosen Taschengeld-Kompass, in dem ich das ganze System ausführlich zeige.
Mini-FAQ zur Umschlagmethode
Was ist der Unterschied zwischen Zero-Based-Budget und Umschlagmethode?
Zero-Based bedeutet: Jeder Euro bekommt eine Aufgabe – bis dein Einkommen komplett „verplant“ ist.
Die Umschlagmethode ist eine Technik, mit der du dein variables Budget im Alltag sichtbar machst. Beides funktioniert wunderbar zusammen.
Muss ich wirklich mit Bargeld arbeiten?
Nein – aber es hilft enorm, besonders am Anfang. Du kannst das System auch digital umsetzen, z. B. mit Unterkonten oder Tracking-Apps. Für mich war Bargeld die beste Entscheidung, um endlich wieder ein echtes Gefühl für Geld zu bekommen.
Was mache ich, wenn ich mein Budget überschreite?
Ruhig bleiben. Das passiert. Wichtig ist, dass du nicht einfach „nachschiebst“, sondern ehrlich analysierst: War die Kategorie zu knapp kalkuliert? Gab’s ungeplante Ausgaben? Dann passt du dein Budget fürs nächste Mal an.
Wie viele Kategorien sind sinnvoll?
So wenig wie möglich, so viele wie nötig. Lieber wenige große Blöcke, damit du im Alltag nicht den Überblick verlierst.
Wie lang sollte ich mit der Umschlagmethode arbeiten?
Solange sie dir hilft! Viele nutzen sie dauerhaft, manche nur für die ersten Monate, um ein Gefühl fürs Geld zu bekommen. Mach’s wie ich: Nimm dir das Prinzip – und entwickle dein eigenes System daraus.
Fazit: Budgetieren mit der Umschlagmethode hat mein Leben verändert
Viele denken bei Budgetieren an Einschränkung. An Kontrolle. An Rechnen. An Verzicht.
Aber für mich war es das Gegenteil:
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Ich habe zum ersten Mal verstanden, was mein Geld macht.
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Ich habe gelernt, es bewusst einzuteilen.
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Ich habe Klarheit, Freiheit und Vertrauen gewonnen.
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Und ich weiß heute: Jeder Euro hat eine Aufgabe und ich bestimme, was mit ihm passiert.
Budgetieren mit der Umschlagmethode war für mich nicht nur eine Technik, es war der Anfang von einem komplett neuen Umgang mit Geld. Und das kannst du auch schaffen.
Und du? Bist du Team Umschlag oder noch im Geldchaos?
Jetzt interessiert mich:
Kennst du die Umschlagmethode schon? Hast du vielleicht dein eigenes System entwickelt? Oder bist du gerade am Anfang und brauchst erstmal Überblick?
Schreib mir in die Kommentare – ich freu mich auf den Austausch!
Denn über Geld spricht man nicht?
Frau schon!
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🕵🏻♀️ Deine Deborah | Die Finanzkomplizin
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2 Antworten
Ich bin Team Umschlagmethode 😃
Sobald Geld da ist, hole ich erstmal Geld für Tanken und Zigaretten. Das kommt in ein extra Umschlag und reicht für den ganzen Monat.
Zum Einkaufen und Taschengeld hole ich mein Betrag immer jeden Montag von der Bank.
Habe es auch versucht wie du mit den 10 Tagen, damit kam ich nicht so klar.
Vielen Dank für deine tollen Tipps ☺️💖
Danke dir für deinen Kommentar, wie schön, dass du dein eigenes System gefunden hast!
Genau das ist ja das Ziel: nicht mein Weg = der Weg, sondern rauszufinden, was wirklich zu dir und deinem Alltag passt.
Dass du direkt beim Geldeingang die wichtigsten Ausgaben absicherst und dir dann wöchentlich dein Bargeld holst, ist super durchdacht und zeigt, dass du ein richtig gutes Gefühl für deine Finanzen hast.
Und hey: Wenn das 10-Tage-System für dich nicht funktioniert hat umso besser, dass du’s ausprobiert hast! Man wächst ja gerade durchs Testen, Anpassen und Weiterentwickeln.
Ich freu mich riesig, dass du mitliest und noch mehr, dass du für dich deinen Weg gefunden hast!